Solange die Frauen versklavt sind, ist die Gesellschaft auch versklavt

 

Die Unterdrückung auch nur einer einzigen Frau, verhindert das Freisein aller Frauen!

 

Das patriarchalische Herrschaftssystem ist wieder ein Jahr älter geworden, und unser Widerstand auch! In diesem System werden wir Frauen weiterhin als Sexobjekte gesehen. Sklaverei ist die Realität unseres Lebens. Jene Beziehung, die zwischen Wärtern und Gefangenen herrscht, herrscht ebenfalls in unserem Alltagsleben.

 

Solange Frauenkörper weiterhin gekauft werden, mit Pornografie Geld gemacht wird, Männer Frauen „konsumieren“ und täglich vergewaltigen, ist niemand von uns frei.

 

Solange der Zwangsheirat und Prostitution entflohenen Frauen ins Gefängnis müssen, sie misshandelt und umgebracht werden, um die Ehre des Mannes oder der Familie zu schützen (jährlich 20.000 Ehrenmordopfer), ist niemand von uns frei.

 

Solange Frauen als Sexsklaven verkauft werden ( jährlich 200.000 Frauen unter 14 Jahren), sie sich aufgrund häuslicher Brutalität ihrer Männer anzünden, Frauen wegen dem Misstrauen der Männer lebendig im Gräber beerdigt werden, sie sterben, weil Abtreibung illegal ist und aufgrund ihrer Liebe gesteinigt werden, ist niemand von uns frei.

 

Die Statistik zeigt uns, dass weltweit Frauen bei der Arbeit und zu Hause ungleich behandelt werden. Die Statistik zeigt uns auch, wie die politische, ökonomische und gesellschaftliche Relation zwischen Frauen und Männer aussieht und wie die Machtstrukturen in unsere Gesellschaft verankert sind.

 

Dies alles verdeutlicht, dass Meinungen, Ideologien und Wertungen weltweit von Männern in einem vorherrschenden patriarchalischen System hervorgebracht und beherrscht werden. Mittels Unterdrückung und Gewalt wird dieses System, welches Männern Macht garantiert, permanent erneuert und befestigt. Ein solches System überlässt die Kontrolle der Frau dem Mann. Indem Männer als Akteure in diesem System agieren, machen sie sich zu Mittätern und Unterstützern eines Unterdrückungssystems.

 

Die weltweite Gewalt gegen Frauen bewirkte einen globalisierten Widerstand. Der lokale Widerstand der Frauen und der Bruch der Unterdrückung, werden als ein Teil der globalen Frauenbewegung verstanden. Wir  lernen von den Kämpfen unserer Schwestern und freuen uns weltweit über ihre Erfolge.

 

Besonders wir Frauen aus dem Iran, die eine fundamentalistisch-islamische Regierung an der Macht erlebt haben, machten die Erfahrung, dass ein starker Zusammenhang zwischen häuslicher und gesellschaftlicher Gewalt besteht, welcher durch bestimmte Staatssysteme hervorgebracht wird. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Islamischen Regierung im Jahre 1979, war die Kontrolle der Frau das wesentliche Ziel der reaktionären Mächte. Die Gewalt gegen Frauen und die Legitimierung der Kontrolle über Frauen in der Gesellschaft ist seit 33 Jahren eine der wichtigsten Säulen der frauenfeindlichen Islamischen Regierung Irans. 

 

Die Ausübung islamischer Rechte gegen Frauen findet ihren Ursprung in der Erhaltung des Eigentumsrechts der Männer über Frauen. Wir iranischen Frauen leisten zusammen mit den Frauen auf der ganzen Welt Widerstand gegen häusliche, gesellschaftliche und staatliche Gewalt. Uns ist bewusst, dass der Kampf und der Widerstand der Frauen im engen Zusammenhang mit dem globalen Widerstand gegen patriarchalisch-kapitalistische Systeme steht, welche Produktion und Reproduktion von Gewalt  gegen Frauen und anderen Minderheiten zur Aufrechterhaltung ihres Systems benötigen.

 

Ohne ein Beenden des Eigentumsrechts der Männer über Frauen, kann kein Mensch auf der Welt frei sein.

 

26. November 2012

8. März, Frauenorganisation (Iran-Afghanistan)